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AutorenbildBjörn

Die Säulen der Achtsamkeit

Was ist eigentlich Achtsamkeit? Und was macht sie aus?

Bei Achtsamkeit geht es um Aufmerksamkeit und das Erlebnis des Momentes. Das merken viele Menschen, wenn sie bereits das erste Mal Achtsamkeit praktizieren. Achtsamkeit ist also scheinbar nichts besonders kompliziertes. Im Gegenteil; ich bin überzeugt, Achtsamkeit ist ein ganz natürlicher Geisteszustand. Achtsamkeit ist jedem Lebewesen angeboren, es geht einfach darum, sich darauf einzulassen. Hast du einmal eine Katze über eine gewisse Zeit beobachtet? - Katzen sind die Meister der Achtsamkeit!

Außerdem denke ich, es gibt niemanden der nicht achtsam sein kann. Wenn wir Achtsamkeit praktizieren werden wir besser darin. Wir können es lernen, wie jede Fähigkeit oder eine Fremdsprache. Das verdanken wir der Neuroplastizität - eine einmalige Eigenschaft des Gehirns Netzwerke zu bilden und somit Verknüpfungen zu bilden und Dinge zu lernen. So hat fast alles was uns begegnet ein Netzwerk im Gehirn ausgebildet. Nehmen wir Beispielsweise das Wort "Apfel". Da kommt dir sicherlich folgendes in den Sinn: fruchtig, sauer, süß, kanckig, gesund, Baum, Schale, Kerne und so weiter. Je mehr du dich jetzt noch mit Äpfeln beschäftigst, desto größer wird dieses Netzwerk und wird auch Verknüpfungen zu anderen Netzwerken ausbilden. Genauso verhält es sich mit der Achtsamkeit. Wenn wir Achtsamkeit praktizieren, dann ist das ganz einfach, du kannst sofort damit anfangen. Hier ist eine kleine Übung.

Du wirst mit der Zeit eine bestimmte Vorstellung darüber erlangen, was Achtsamkeit ist oder auch nicht. Das spiegelt deine Vorstellung und deine Erfahrung mit oder über Achtsamkeit wider und ist auf jeden Fall richtig. Viele Menschen fragen dann nach einer Definition von Achtsamkeit. Ich denke, die brauchen wir nicht, weil es bei der Praxis hier weniger wie bei anderen Disziplinen, wie Mathematik, darum geht exakt zu wissen und sich drauf zu einigen, was das eigentlich ist und was nicht.

Für alle die jetzt doch eine Definiton von Achtsamkeit benötigen, hier ist ein Satz, den Jon Kabat-Zinn formuliert hat: "Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst, im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen."


Die sieben Säulen der Achtsamkeit

Was Achtsamkeit ausmacht und welchen Eigenschaften wir oft unweigerlich in der Achtsamkeitspraxis begegnen werden wir durch die sieben Säulen der Achtsamkeit repräsentiert. Das sind also die Eigenschaften, die wir als menschliche Wesen in der Achtsamkeit repräsentieren und die wir hier erfahren. Wir müssen nicht einmal darüber in Kursen sprechen, vor allem müssen wir sie nicht lernen oder auswendig können, um uns daran zu erinnern . Wir werden ihnen begegnen und mit ihnen praktizieren.

Hier sind sie:

7 Säulen der Achtsamkeit
7 Säulen der Achtsamkeit
  1. Nicht urteilen: Wir lernen die Dinge erst einmal so wahrzunehmen, wie sie sind. Oft geht mit jeder Wahrnehmung ein bestimmtes, Körpergefühl, Gedanken und Emotionen einher. Wir nehmen auch diese so wahr wie sie sind. Wir lernen uns erstmal auf etwas einzulassen, statt gleich zu sortieren in gut - schlecht; mehr - weniger; positiv - negativ.

  2. Geduld: wie beim "Nicht-urteilen", geben wir dem jetzigen Moment die Chance sich zu entwickeln und zu entfalten. Wir lernen beständiger zu sein und abzuwarten, den Entwicklungen Zeit zu geben, statt aufzugeben.

  3. Anfängergeist: Wird oft auch "Welpengeist" genannt. Es geht ganz einfach darum Dinge zu tun oder zu beobachten, als würden wir ihnen das allererste Mal begegnen. Wir stellen somit unsere Erfahrungen nach hinten und alssen uns auf ein neues Erleben ein. Wir sind dann oft überrascht, das wir selbst in einfachsten Dingen, wie das Liegen auf dem Rücken oder die Beobachtung unseres Atems, neue Dinge entdecken. Vieles ist heilsam, obwohl wir denken es ist langweilig und wir kennen es.

  4. Vertrauen: Hier geht es nicht darum, irgendeiner Instanz zu Vertrauen, sondern dem Prozess an sich. Dass die Praxis für uns einen Wert und Antworten bereit hält. Wir können davon ausgehen, dass wir wenn wir nicht sofort aufgeben, sondern uns vertrauensvoll hingeben, sich Antworten zeigen werden. Wir stellen in den MBSR-Kursen oft fest: "Es ist schon alles da!" Das meint es braucht keinen Trainer, Mentor oder Guru, damit uns Lösungen erreichen. Die intrinsische Weisheit zeigt sich wenn wir einfach bereit sind sie zu zu empfangen, nämlich wenn wir ohne eine Agenda, Fahrplan oder unsere übliche Denkweise einfach da sind. Es gibt hier nichts zu tun. Der Prozess, also die Praxis, wird Initiator unseres Weges.

  5. Nicht erzwingen: Dieser Aspekt geht einher mit Geduld, Loslassen und Nicht-urteilen. Es kommt nicht darauf an, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Oft werden MBSR und anderen MBIs (Mindfulness Based Interventions) kritisiert, sie würden den Menschen abverlangen, alles aushalten zu müssen, egal ob es Schmerzen seien, Schmerzen oder Angst. Das ist aber nicht so. Wenn wir Achtsamkeit praktizieren, ist das verlassen einer Situation immer eine Lösung, die eine berechtigte Möglichkeit darstellt. Wir müssen nicht alles aushalten oder immer ruhig bleiben. Auch das sollten wir nicht erzwingen.

  6. Akzeptanz: Den Jetzigen Moment so war zu nehmen wie er ist, ist oft die erste Hürde, der wir während der Achtsamkeitspraxis begegnen. Dann schleichen sich nach Tagen oder den ersten Wochen Urteile ein, wie "Der Bodyscan oder die Körperübungen sind nichts für mich, weil ich einschlafe [Schmerzen habe, ich das nicht kann, das zu einfach ist, es langweilig ist...]" Solche Gedanken sind normal und mir in meiner Praxis nicht unbekannt. Aber sie sind auch Teil der Erfahrung und (das will man als TeilnehmerIn oft nicht hören) auch Teil der Übung. Wenn wir solche Gedanken als das Akzeptieren was sie sind, nämlich Gedanken und eben nicht die Wahrheit, dann gelangen wir zur Erkenntnis, dass diese Gedanken immer da sind und auch da sein werden. Unsere Aufgabe ist es nicht sie zu verändern. TeilnehmerInnen denen das gelingt berichten oft:"Da war dann der Gedanke, dass..." Dadurch legen wir die Identifikation mit den Gedanken ab und wir können dahinter blicken. Wir erkennen uns selbst und unsere verborgenen Wünsche, Ziele, Muster, Ängste und unsere Verletzlichkeit dahinter. Das hilft uns auch, einen adäquaten Umgang mit diesen zu finden.

  7. Loslassen: Wir alle haben Ziele. Besonders die Menschen, die einen Kurs zur Stressbewältigung besuchen. Es soll dann um Entspannung und nicht um Anstrengung gehen, es soll um Zuspruch gehen und nicht darum einfach zu hören, wie öde oder schwierig die Praxis die letzten Wochen war. Dann entsteht der Wunsch nach Entwicklung und und Erfolgen. Der Fahrplan ist geknüpft an den Grad der sich einstellenden Entspannung. Und was ist, wenn wir nach drei Wochen noch viel mehr als sonst merken, wie sehr wir am Ende unserer Kräfte sind? Dann hat uns die Praxis dafür die Augen geöffnet. Wir lassen los verlassen den Pfad und schauen genau auf die Wunden Stellen, von denen wir sonst den Blick abgewandt haben. Dann erkennen wir was es tatsächlich ist, worum wir uns kümmern müssen, um das Leben zu leben, das uns Entfaltung und Identifikation verspricht. Loslassen bedeutet nicht fixiert zu sein, sondern der Individualität des Weges zu vertrauen und einfach Achtsamkeit zu praktizieren.

  8. Mitgefühl (die 'inoffizielle' achte Säule der Achtsamkeit): Das schreibe ich natürlich nicht weil es festgelegte Regeln und Rahmen in der Praxis der Achtsamkeit gibt. Nein, es ist eigentlich auch ein Teil des Prozesses, dem wir begegnen werden. In Kontakt mit sich selbst und der Welt im Außen stellt sich die eine Verbindung mit den Seinzuständen des Individuums dar. Es geht nicht darum alles zu verstehen. Sondern eine Tiefe des Kontaktes herzustellen, der mit tiefer Akzeptanz der Zustände einhergeht - wie Innen (bei uns) als auch im Außen (bei Mitmenschen und allen anderen Mitgeschöpfen). Wir lernen da zu bleiben statt, in Widerstand oder Mitleid zu gehen.


Am Ende liegt es an jedem von uns, das aus unserer Achtsamkeitspraxis zu machen, was sie gerade für uns persönlich ist, um daraus das zu machen, was wir brauchen, um dieses Leben voller Würde, Selbstachtung und in Verantwortung zu führen.


Schreib mir gerne in die Kommentare, ob dir der Artikel gefällt oder was du darüber denkst.


Achtsame Grüße,

Dein Björn

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